Heute wollte ich euch ein bisschen was von einer Stadt schreiben, in die ich mich schon jetzt verliebt habe: Cochabamba! Vor etwa vier Wochen haben Sabrina und ich sie zum ersten Mal ein bisschen genauer kennen gelernt und wir sind beide ganz fasziniert J

Unsere Fahrt von Independencia nach Cocha mit dem Bus geht am Sonntag um 1Uhr morgens los. Kaum sitze ich im Bus fallen mir auch schon die Augen zu, bis ich nach einer halben Stunde plötzlich durch einen heftigen Ruck erschrocken aufschrecke. „Que Pasa, que pasa?!?!“, höre ich die Frauen und Männer im Bus hektisch rufen. Sie alle rennen panisch in Richtung Ausgang.

Dann erkenne auch ich, was eigentlich los ist: Um Haares breite wäre der Bus von der Straße abgekommen und in einen Graben gefahren. Wobei man sich unter einer „Straße“ einen kleinen, ungepflasterten, sehr holprigen Weg vorstellen muss, der mitten durch die steilen Anden verläuft…“Puh“, ich atme auf- noch mal Glück gehabt.

Nach 6 Stunden Fahrt durch die Nacht und unruhigem Schlaf kommen wir dann schließlich in Cochabamba an. Dort besuchen wir gleich Corinna und gemeinsam frühstücken wir erstmal. Kurz darauf werden wir dann auch schon wieder zu Schwestern zum Mittagessen eingeladen. Die Schwestern in Cocha sind total cool drauf und das Essen ist richtig, richtig lecker!

Danach schauen wir drei uns die Stadt ein bisschen genauer an und laufen auch über die riesengroße, bunte „Cancha“ (Markt) wo es einfach Alles zu kaufen gibt! Ganz egal ob, Essen, Klamotten, Schmuck, Schuhe, CDs oder Elektronisches Zeug- wir finden alles mögliche. Auf der Cancha ist auch wirklich viel los und ich halte meine Tasche eng an mich gedrückt, hier wimmelt es nämlich auch nur so von Dieben mit gemeinen Tricks.

Am Abend besuchen wir dann Andrea und Alejo, zwei gute Freunde von meinem Papa, die er kennen gelernt hat, als er selbst für einige Zeit in Cochabamba gelebt hat. Andrea ist eine Deutsche, die ihren Auswandertraum lebt und mit ihrem bolivianischen Mann und ihren Kindern  seit über 30 Jahren sehr glücklich in Cocha lebt. Beide freuen sich über unseren Besuch und es gibt sogar frischgebackenen und superleckeren Marmorkuchen!

Am nächsten Tag lernen wir Freunde von Corinna kennen, die sich jeden Montag  Abend treffen um als Gruppe traditionelle Tänze zu  tanzen und üben. Auch wir drei werden mit ein paar bolivianischen Schritten vertraut gemacht, die zwar nicht schwer aussehen aber gar nicht so leicht sind…Macht aber total viel Spaß! J

Danach laufen wir noch durch die Stadt und lernen Cochabamba auch bei Nacht kennen…Da zeigt die Millionenstadt noch einmal ein ganz anderes Gesicht. Überall sehe ich so viele schöne Lichter, süße, ganz bunt eingerichtete Bars mit ganz unterschiedlicher Musik und leckeren Cocktails für nicht einmal 2 Euro.

Auch am Tag gefällt mir die Stadt unglaublich gut mit ihrem ganz speziellen „Flaire“. Mir kommt es so vor, als ob das Leben hier pulsiert. An den Straßen stehen Frauen mit ihren Ständen und verkaufen Obst, Gemüse und Brot. Möchte man ins Stadtzentrum gelangen, stellt man sich an irgendeine Straßenseite und winkt sich einen kleinen Trufi (Sammeltaxi) her, der meistens schon viel zu voll ist und in dem lustige Musik läuft. Da müssen Sabrina und ich immer noch aufpassen, wo wir gerade sind, damit wir nicht verpassen am richtigen Ort auszusteigen. Auf den vielen kleinen „Plazas“ (das sind grün-angelegte Parks mitten im Stadtzentrum) treffen sich die Leute um sich ihre Schuhe putzen zu lassen, um Tauben zu füttern oder um sich den ein oder anderen Straßenmusiker oder Künstler anzuschauen.

Und was wirklich hammer ist in Cocha, das ist, dreimal dürft ihr raten…1, 2, 3: Das Essen! J

Nicht umsonst trägt Cochabamba nämlich den stolzen Titel : „Capital de la Gastronomia“

Alle möglichen Früchte, Gemüse, Eis, Kuchen aber auch gute Fleischgerichte- hier gibt es alles was das Herz (und die soo gern-essende Sarina;) begehrt.

Was mir auch ganz arg aufgefallen ist, das ist die Freundlichkeit der Menschen. Egal wo wir sind, Sabrina und ich, (die zwei „Gringas“) werden zwar immer ganz arg angeschaut aber auch total freundlich und herzlich angelächelt. Fragen wir jemanden nach einem Weg, bekommen wir ganz ausführlich und überschwänglich drei verschiedene Varianten erklärt J

Ja Cochabamba gefällt mir echt super,super gut.

Aber auch hier in Bolivien unterscheidet sich das Leben von Stadt und Land gewaltig und ich bin trotz allem froh in Independencia mein Jahr zu verbringen.

Hier auf dem Land erlebe ich die bolivianische Kultur viel intensiver und es ist für mich ganz neu, so sehr abgeschieden mitten in der Natur zu leben. Es ist alles viel ruhiger und friedlicher in diesem kleinen Dorf und hier scheint die Welt schon ab und zu still zu stehen im Gegensatz zu dem bunten Stadt-Leben in Cochabamba.

Selbst wenn die Menschen hier in Inde nicht viel besitzen, würde ich niemals behaupten sie wären „arm“. Ja…arm.. was bedeutet das eigentlich? Was genau ist Armut? Ich finde, dass uns die Bolivianer in so einigen menschlichen Dingen voraus sind und ich kann wirklich viel von ihnen lernen. Vor längerer Zeit habe ich mich mit einem Mitarbeiter vom Zentrum unterhalten und ihm erzählt, dass mir die Menschen hier trotz allem so glücklich vorkommen, sie können so schön Lachen und sind immer so freundlich. Da hat er gegrinst und mir gesagt, dass es schon auch richtig ist, dass die Menschen hier nicht viel „Materielles“ besitzen..eben nur das Nötigste. Aber sie wissen, worauf es im Leben eigentlich ankommt. Ihnen ist es wichtig, für ihre Familie und Freunde da zu sein und ihre Beziehungen zu pflegen. Gerade weil sie so wenig besitzen, wollen sie „Buena Gente“ sein also „gute Menschen“ aus dem Herzen heraus. Das macht sie nämlich glücklich. Was meint ihr, vielleicht sollten wir uns da was von Ihnen abschauen..?!

 

Naja auf jeden Fall hab ich schon jetzt herausgefunden, wie sehr ich mich nach wochenlangen eintönigem Essen in Independencia auf die Restaurants in Cocha freuen kann! Und wie schön es sich anfühlt, mal wieder heißes Wasser auf dem Körper zu spüren. Ja wirklich! Endlich kann ich mal in Ruhe duschen ohne nach ein paar Minuten wieder schnell aus der Dusche hüpfen zu wollen, weil sich mir die Kopfhaut von dem eiskaltem Wasser zusammenzieht… haha J Aber genau aus diesen Gründen finde ich es gut, dass ich das Jahr über nicht in der Stadt bin. Denn hier kann ich mich auf die Sachen freuen, die mir in Deutschland so selbstverständlich erscheinen und sie auch schätzen…und ich lerne eben auch auf das ein oder andere zu verzichten. (auch wenn das nicht immer so leicht ist :P)

Soo das war`s so weit mal wieder von mir. Ich denke noch oft an Deutschland zurück und frage mich, was es wohl so neues gibt? Geht es euch allen gut?

 

Achja und wenn mich jemand bisschen persönlicher erreichen möchte, könnt ihr mir eine Email schreiben : sarinaalbrecht@gmx.de… Die lese ich ganz bestimmt alle, vielleicht brauche ich aber ein bisschen länger um zu antworten.

Briefe kommen hier leider gar nicht an, Pakete schon aber nur bis maximal 2 kg J

 

Muchos saludos de mi parte!

Tinkuna kama!  – Bis Bald J

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